.:o:. "Now my dreams are left to live through you." (Nightwish) .:o:.
Es gibt kaum ein mystisches Symbol oder eine spirituelle Metapher, die in den Texten der Band "Nightwish" nicht auftauchen: Geister und Naturgewalten, Höllengestalten und Feenzauber, das alles hat seinen Platz in den phantasievollen Songs der 1996 gegründeten Band. Ralf und Markus haben sich fürs Klangmagazin auf eine Reise in eine andere Welt begeben und das Nightwish-Konzertder in der Trierer "Arena" besucht, die unter den epischen Klängen der fünfköpfigen Metalband im wahrsten Sinne des Wortes zur "Arena of Sound" wurde.
Finnisches Feuerwerk weckt Frühlingsgefühle.

Große Erwartungen sind dem Nightwishkonzert am 22. Februar vorausgeeilt. Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass eine Band aus den Reihen des europäischen Metalolymps ein Gastspiel in Trier gibt.

Auf dem Weg zur Arena sieht es in der Linie 86 dann zunächst ganz anders aus. Gerade einmal acht weitere Menschen folgten den musikalischen Verlockungen von Nightwish und deren Support Tristania.

Offensichtlich haben die Ticketpreise von 34 Euro so manchen Geldbeutel überfordert. Doch es ist wie so oft, der Scheint trügt. Kaum aus dem Bus, fließt ein wahrer Strom an Fans in Richtung Arena und kommt schließlich in der Halle zum Erliegen. Aus den acht Leuten sind etwa 2000 Metalhungrige geworden, die sich voller Vorfreude auf Parkett und Loge verteilen.

Eine beeindruckende Kulisse bietet sich dann auch Tristania, die nach Trierer Pünktlichkeit ihr Set um 20 Uhr beginnen. Die Bühne ist in purpurnes Licht getaucht, ein bedrohliches Intro quillt über die Boxen hin zur Menge.

Die folgenden 45 Minuten gehören ganz den norwegischen „Königen des Gothic Metals“, wie sie von der Presse stellenweise tituliert wurden. Nach drei Jahren Bühnenabstinenz zeigt sich vor allem im Gesang ein Novum.

Während sich bisher Vibeke Stene und Kjetil Ingebrethsen abwechselten, nimmt Osten Bergoy nach einigen Sessionauftritten einen festen Part in der Formation ein und ergänzt das Gesamtbild mit ihren cleanen Vocals. Eine durchaus gelungene, wenn auch nicht notwendige Veränderung.

Es zeigt sich, dass gerade Songs des 1999er Albums “Beyond the Veil” zu Zeiten von Mastermind Morten Veland (jetzt Sirenia) wie “Angina” oder “Sequel of Decay” hoch in der Gunst der Fans stehen. Dementsprechend erntet Tristania bei den älteren Songs mehr Applaus, wohingegen neuere Titel á la “World of Glass” weniger Begeisterung entfachen. Insgesamt wirkt der Auftritt sehr homogen und spieltechnisch souverän. In absoluter Bestform präsentiert sich der Siebener aber leider nicht. Vielleicht stecken die drei Jahre Pause einfach noch in den Knochen, bleibt zu hoffen dass Tristania wieder zu alter Größe zurückfindet.

Nach einer Umbaupause steigt die Spannungskurve schlagartig an. Das Tristania Banner im Bühnenhintergrund fällt und gibt den Blick auf ein überdimensionales “Once” Cover, Nightwishs aktuellem Album, frei. Finlannds Nordstern in Sachen Metal schickt sich an, die Wünsche der Fans zu erfüllen. Wer sonst als Frontfrau Tarja Turunen würde sich besser dazu eignen, Bewegung in die Masse zu bekommen? Im roten Kleid mit farblich abgestimmtem Mikro (!) eröffnet sie den Auftritt von Nightwish.

Von der ersten Minute an verliert sich das Publikum im Bann dieser faszinierenden Band. Die eigentümliche Synthese aus Sopran und (Power-) Metal entfacht eine eigene Magie. Dazu kommen eine perfekt abgestimmte Lichtshow und eine Pyrotechnik, die nicht nur zu Beginn des Konzertes eine explosive Wirkung hat. Einige Male schießen meterhohe Flammen neben der Bühne hervor, während es mehr als heftig knallt. Nightwish besticht durch funkensprühende Spielfreude. Hier sind Musiker am Werk, die den Spaß an der Kunst nicht dem Kommerz untergeordnet haben. Überraschungen gibt es gratis dazu. Den Titelsong zum Phantom der Oper aus “Century Child” (2002) oder ein Pink Floyd Cover fehlen ebenso wenig wie die bekannten Songs der bisherigen Alben. Selbst eine sehr ruhige Ballade mit Tarja im roten Abendkleid, die sie als „song between you and me“ ankündigt, findet auch bei härteren Gemütern positiven Anklang.

Wie im Fluge vergeht die Zeit. Zum Abschluss bietet Nightwish als Zugabe Kunst vom Feinsten. Hinter einem dünnen Wasserschleier kommen die Hits “Nemo”, “Once” und “Wish I had an angel” zum Zuge. Spätestens als es rote „Blütenblätter“ herabregnet, muss jedem klar werden, wie wörtlich Nightwish den Begriff Bühnenshow nehmen. Vollkommen zu Recht sind sie als einer der Headliner des diesjährigen Wacken-Fesitvals gesetzt. „It has been good to be with you tonight“, so das Schlusswort des gutgelaunten finnischen Qunitetts. Das Kompliment beruht definitiv auf Gegenseitigkeit.

Weitere Infos im Netz unter www.nightwish.com

Text by Markus Büssecker and Photos by Ralf Gibbert. Pretext and Artwork by Sandy.

Schon gelesen? Noch nicht? Dann wirds aber Zeit!!!