.:o:. "Im Kreuzzug gegen die Ordnung" .:o:.
Unsere Klangmagazin-Reporter Sonja und Marco machten sich am 24. Mai auf den Weg nach Trier, um für Euch den schon mit großer Sehnsucht erwarteten Auftritt der "Toten Hosen" unter die Lupe zu nehmen. Die Messehalle in Trier war schon oft Schauplatz vieler geiler Konzerte, unter anderem der "Guano Apes" und der "Sportfreunde Stiller". Die Halle an sich ist sehr geräumig, aber nicht gerade gut belüftet, so dass sich der ein oder andere Fan ein paar kühle Tropfen von der schon siedenden Hallendecke gefallen lassen musste. Klar im Vorteil war, wer eine Mütze trug und einen Getränkebecher mit Deckel besaß.
"Die Toten Hosen gaben ne Party." (Big in Japan)

Der Andrang war sehr groß und das Konzert im Vorfeld schon lange ausverkauft. 26 Euro für ein Ticket, für wahre Fans ein guter Preis - zwei Euro Parkgebühren hingegen eine kleine Frechheit. Hier musste man sich doch sehr wundern.

Als Vorgruppe der "Toten Hosen" gingen die "Chencha Berinches" an den Start. Der Bühnenshow der Band eilte ein Wahnsinns Ruf voraus, man durfte also gespannt sein auf allerlei Teufelszeug und feuerspuckende Horrorelemte. Wahrhaftig, als die "Berinches" loslegten, gefror unserer Klangmagazin-Reporterin "Sonja" im Fotograben erst einmal das Blut in den Adern.

"When I say 'Satan' you say 'Go!" Die "dunkle Seite" des Latin Ska wird mit Dir sein, so dass Intro. "Chencha Berinches", übersetzt, "die alte Schachtel", sind einer der bestimmenden Kräfte der Latin-Ska-Szene in Südkalifornien, wo Ska schnell sein muss, immer am Limit! Ihre sehr düstere aber dafür umso druckvollere Melange aus Punk, Metal und Ska funktioniert auf der Bühne einwandfrei und begeisterte das Publikum satte 45 Minuten lang mit eindrucksvollem Sound und geilen Instrumental-Einlagen. Besonders zu erwähnen sind die Trompetenklänge und das Saxophon, die Live und in diesem Genre, wohl besser nicht gespielt werden können.

Was versprochen war, wurde auch gehalten. Eine überragende Leistung, was die "Glorreichen Sieben" aus Los Angeles in der kurzen Zeit rüberbrachten. Es folgte ein kurzer Umbau, Zeit um sich einen kleinen Überblick zu verschaffen und erste Bilder auszuwerten. Getränke und Essen waren übrigens in Ordnung, wobei zwei Euro Becherpfand angesichts der Tatsache, dass man beim Pogen seinen Becher nicht immer unter Kontrolle hat, ein wenig übertrieben schien. Der Fanartikelstand war sehr gut zugänglich und die Toiletten ausreichend.

Eine Band wie "Die Toten Hosen" zu beschreiben, fällt sehr schwer. Man sollte sie einfach erleben. Seit mehr als 25 Jahren fetzen Campino und Co. nun schon über Deutschlands Bühnen und haben kein bisschen an Farbe und Aussagekraft ihrer Texte und Songs verloren. Ganz im Gegenteil: Die "Hosen" live zu sehen, kommt einer Befreiung gleich. Einer Befreiung aus gesellschaftlichen Zwängen, aus Depressionen und Alltags´frust. Aus einem lethargischen Augenblick wird ein wundervoller Moment.

So auch an diesem Tag. Das Intro erschallte, die Beleuchtung der Halle erlosch und "You´ll never walk alone" wurde von den Fans schon fast euphorisch Vorgetragen. Der Opener "Auswärtsspiel" und das gleich darauf folgende "Pushed Again", heizten den pogenden Fans gleich mächtig ein, bevor Campino den Trierer Eintracht-Fans sein Beileid zum Abstieg in die Fussball-Amateurliga aussprach. Eine sehr lustige Geste! Wer denkt, dass Musiker sich im Vorfeld eines Gig´s nicht über den Ort der Location informieren, der wunderte sich über die genauen Kenntnisse Campino´s angesichts der Historie der Stadt Trier. Nach und nach gab er sein Wissen und kleinere Scherze zum Besten und brachte die Stimmung weiter zum Siedepunkt.

Es folgten Songs wie "Friss oder stirb", "Niemals einer Meinung sein" und "Weißes Rauschen". Ein Klassiker brachte die Menge nun endlich zum Wahnsinn: "Hier kommt Alex" und das darauf folgende Cover, "Song2" von Blur sorgten für die ersten Erschöpfungszustände und die sehr aufmerksamen Securisten im Graben vor der Bühne zogen den ein oder anderen Fan aus der Menge.

Eine kleine Anmerkung zur verlorenen Landtagswahl der SPD in Nordrhein Westphalen konnte sich Campino nicht verkneifen und er vertrat seine eigene politische Meinung mit dem Song "1000 gute Gründe" in einer wunderbaren Weise. Die beiden recht melancholischen Songs "Nur zu Besuch" und "Alles wird vorübergehen" verwandelten die Trierer Messehalle in ein Meer aus Feuerzeugen und die Gefühlswelt vieler Fans bewegten sich Richtung feuchte Augen.

"Wünsch dir was", "Steh auf wenn du am Boden bist", "Ich bin die Sehnsucht in Dir" und "Cokaine in My Brain" brachten den schon erwähnten "Seelenschub" in die Köpfe der Fans und man konnte die Kraft dieser Songs am eigenen Leib spüren. Campino und Co. gaben alles, verschmolzen zusehends immer mehr mit den Fans und spielten den Mittelteil des Konzertes in einer Laune, die so ansteckend war wie ein 40 Grad-Fieber-Virus.

Wem bei dem Song "Herz brennt" nicht manches durch den Kopf ging, der hat wohl schon aufgehört zu Leben - Gänsehaut pur. Die neue Single "Wahlkampf" bildete eines der vielen Highlights des Abends bis zu den Zahlreichen Zugaben. Der traditionelle Schluss eines jeden Hosen-Konzertes: "Wort zum Sonntag", "Bis zum bitteren Ende" und die ultimative Stadionhymne aus Liverpool "You´ll Never Walk Alone" schickten die völlig ausgepowerte Menschenmenge in die Dunkelheit der Nacht und hinterliess einen der wohl schönsten Eindrücke im Leben eines Hosenfans. Nachträglich lobenswert zu erwähnen ist auch, dass die Merchandising-Artikel bei den Hosen nicht überteuert sind. So ein Kapuzenpulli mit Bundesadler-Gerippe und dem Text "Bis zum bitteren Ende" geht zum Beispiel für verhältnismäßig schlappe 28 Euro über die Theke, da kann man nicht meckern. Wie gesagt, dies gilt auch für die Eintrittspreise, die trotz großer Hallen und ansprechender Show immer im unteren Bereich liegen, hier könnte sich manch andere Band eine Scheibe abschneiden.

Fazit: Dies war eines der Konzerte, die man für ganz lange in Erinnerung behalten wird. Die Toten Hosen gelten nicht zu Unrecht als einer der besten Live-Bands der Welt! Bye, Eure Klangmagazinreporter Sonja und Marco.

Infos gibts unter
www.dietotenhosen.de

Text und Photos by Sonja und Marco. Artwork by Sandy.

Schon gelesen? Noch nicht? Dann wirds aber Zeit!!!