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Harald Grölinger war in der Kölnarena dabei, als David Bowie mit seiner grandiosen Show überzeugte

Livekonzert

David Bowie - Freitag, 31.10.2003 in der Kölnarena

Das David Bowie-Konzert am 31.10.2003 war schon ein Erlebnis bevor es überhaupt los ging. Für jemanden der ansonsten eher das überwiegend schwarz gekleidete Publikum, das man üblicherweise auf „Alternative-Konzerten“ antrifft, gewohnt ist, bot sich hier nun ein vollkommen ungewohnter Anblick. Das Publikum wirkte doch größtenteils auffallend in die Jahre gekommen und...ähem...ein wenig bieder. Vereinzelt erblickte man auch einige Teenies sowie den einen oder anderen Paradiesvogel.

Pünktlich um 19.30 Uhr legten die Dandy Warhols los. Das war keine einfache Aufgabe, denn der überwiegende Teil der Bowie-Fans interessierte sich recht wenig für die Briten. Die Band selbst spielte sehr solide und das Publikum applaudierte auch höflich, doch ausgerechnet beim einzigen wirklichen Hit der Dandy Warhols – dem aus der Werbung hinlänglich bekannten „Bohemian Like You“ passierte das, was man als Horror eines jeden Live-Künstlers beschreiben kann. Die Technik versagte und die Band musste mitten im ersten „Huhuhu“ abbrechen. Dies war dann auch der musikalische Genickbruch für die Band. Das Publikum - ohnehin nicht sehr interessiert – nahm die Panne – wenn überhaupt, dann nur teilnahmslos zur Kenntnis. Die Band begann nach kurzer Unterbrechung wieder zu spielen, versank jedoch sang- und klanglos im Desinteresse des Publikums. Man wartete ja auch schließlich auf jemand anderes...

Nach einer kurzen Umbaupause von ca. 30 Minuten erfüllte der erste begeisterte Jubel die Kölnarena als aus den Boxen sehr moderne, sperrige Instrumentalsounds erklangen und hinter der opulent umgebauten Bühne stylish animierte Zeichentrickvideos zu sehen waren, die nahtlos in schwarz-weiße Collagen aus abstrakten Bildern übergingen. Dann endlich – begleitet von tosendem Beifall – betraten David Bowie und seine Musiker die Bühne. Es war deutlich zu spüren und zu hören, welch ein Urgestein des Rock und Pop da auf der Bühne stand und die erste Gänsehaut des Abend stellte sich ein.

Bowie begrüßte kurz das Publikum und legt sofort mit „Rebel Rebel“ los, was die Stimmung auch gleich weiter zum Kochen brachte. Die Schwachstellen des Konzerts wurden jedoch sehr schnell erkennbar, und dies waren eindeutig die neuen Songs. Mag sein, dass die an und für sich nicht schlechten Stücke des neuen Albums „Reality“ für den einen oder anderen noch zu frisch oder sogar total unbekannt waren, der Stimmungsrückgang bei den neuen Stücken war jedenfalls deutlich zu merken. Teilweise verloren Bowie und die Musiker sich hier aber auch in zu langen Arrangements und der eine oder andere Fan gähnte doch mal ganz verstohlen vor sich hin.

Insgesamt bestand das Set aber glücklicherweise aus auffällig vielen – exzellent ausgesuchten – älteren sowie sehr älteren Stücken. So stieg die Stimmung dann bei „Fame“ auch wieder an, blieb aber über die folgenden Songs noch ziemlich reserviert. Es folgten das doch sehr abgenudelte „China Girl“ sowie eine sehr experimentelle und visuell auch sehr bizarr in Szene gesetzte Version von „Hello Spaceboy“ aus dem Album „1st Outside“. Nach mehreren, vom Publikum eher verhalten aufgenommenen Stücken folgte dann mit „Under Pressure“ der erste große Höhepunkt des Abends. Das Publikum kam hier wieder so richtig schön in Fahrt! Weitere vom Publikum euphorisch gefeierte Hits wie „Ashes To Ashes“, eine wunderschöne, nur von Gitarre begleitete und gerade deshalb so intensive Version von „Loving The Alien“ aus dem 85er Album „Tonight“, „Changes“ und „I’m Afraid Of Americans“ folgten bevor mit den ersten Takten des Übersongs „Heroes“ der absolute Höhepunkt des Konzerts eingeläutet. wurde.

Bereits bei den ersten Takten, hielt auch die zahlreichen Fans auf den Rängen nichts mehr auf ihren Sitzplätzen. Von biederem Publikum war jetzt überhaupt nichts mehr zu merken. Alles tanzte und winkte euphorisch mit den Armen und spätestens jetzt dürfte auch der Letzte in der Kölnarena eine Gänsehaut verspürt haben. Noch während des überwältigenden Jubels stimmte die Band „Heathen (The Rays)“ an, welches auch gleichzeitig den Abschluss des regulären Sets darstellte. Nach Ende des Stücks waren Bowie und seine Musiker recht schnell verschwunden, wurden aber genauso schnell vom tobenden Publikum auf die Bühne zurück applaudiert.

Als Zugaben gab es dann noch „Suffragete City“ und „Ziggy Stardust“, zwei „uralte“ Songs, bei denen Jung und Alt noch einmal kräftig abrockten. Dann das Unfassbare: Nach nur zwei Zugaben verabschiedeten sich David Bowie und seine Band artig mit Verbeugung vor dem irritierten Publikum. Dieses applaudierte kräftig weiter und war sich sicher, dass ein weiterer Zugabenblock folgen wird. Doch dem war nicht so, die Hallenbeleuchtung, die plötzlich aktiviert wurde, machte nur allzu deutlich: Das wars!

Man hörte noch das eine oder andere „Das kann ja wohl nicht wahr sein!“ oder „Was soll das denn?“, doch wirklich sauer war niemand und die Halle leerte sich auffallend schnell. Alles in allem ein sehr gutes – fast zweistündiges Konzert mit einer Rocklegende, die zwar in die Jahre gekommen sein mag, musikalisch aber genau so spannend und überzeugend war wie eh und je!

Harald Grölinger für www.klangmagazin.de

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