.:o:. Punk´s not dead! .:o:.
Selbstdarstellung: ... Waste of Time !?! ... "machen okkulten Techno-Jazz, dessen sinnfreie Lyrik mindestens so banal daher kommt, wie ihr Gitarrensound. Einziges Ziel scheint es zu sein, Teenager solange in einen mescalingleichen Rausch zu versetzen, bis Sie sich selbst zur Sprechstunde beim Exorzisten anmelden. Harter Stoff, den man von Country-Musikern in Ihrem Alter - 97 bis 102 - eigentlich nicht mehr erwartet. Nach Dreifach-Platin und überfüllten Hockey-Stadien in Rio und Ibbenbühren im Jahr 1783 ist es im letzten Jahr etwas ruhiger um die vier Vollzeit-Hip-Hopper geworden. Jetzt starten Sie mit Ihrer neuen Soul-Platte „Ich lebe für Metal“ wieder voll im Trip-Hop-Space-Reggae Geschäft durch, um im nächsten Jahr mit der Single: ‘DaDa ist Muss’ die nepalesischen Chanson-Charts zu erklimmen. Eines steht fest, „Waste of Time !?!“ ist nach über 20 Sekunden Bühnenerfahrung immer noch so schlecht wie sie nie sein werden. Sie versuchen, diesen Fakt schamlos mit ironischen Bandinfos zu überspielen. Auf der Bühne gibt das vorzeige Calypso-Trance-Orchester jedoch alles und rockt permanent einwandfrei ...“, so oder so ähnlich sehen sie die vier Punkmusiker von „Waste of Time !?!“ sich selbst. Was Sandy dazu ergänzen würde, erfahrt ihr in dieser utopisch anmutenden knallbunt trivialen Story.

Trilinguale Anarchie.

Holger Reissig ist frischgebackener Mediengestalter und hat das Cover der aktuellen k-talk Ausgabe entworfen. Für sein Punkprojekt hat er das McDonalds Logo persifliert und zum Bandicon erhoben. Zusammen mit seinen Bandkollegen Seba Rio, El Matzel und La Kritzi punkt und punktet „Hölscher“ in seiner Freizeit musikalisch mit der Band Waste of Time !?! in Diedorf und um Diedorf herum und nutzt den Tag. Und das gleich dreisprachig. Die im Jahre 2003 erschienene EP „Carpe Diem“ enthält neben radiotauglichen deutschen Punk - Nummern auch das französisch-sprachige Stück „Ne me dis pas“ und das Chantyartige Seemannslied „Waiting for Utopia“, in dem man auf der Suche nach einer besseren Welt bei Akkordeonbegleitung durch die Weltmeere segelt. „Waste of Time !?!“ verpacken ihre skurrilen und überraschenden Geschichten in witzige und freche Worte und bringen in 20 Minuten Philosophisches, Gesellschaftskritisches und Utopisches zur Sprache. Irgendwo zwischen Extrabreit, Campino und Farin Urlaub finden sechs Songs ihren Platz auf einer CD, auf dessen Cover die abgebildeten Models ausnahmsweise mal älteren Semesters sind.

Unter dem Motto „Denke nie, gedacht zu haben, denn das Denken von Gedanken ist gedankenloses Denken. Wenn Du denkst, Du denkst, dann denkst Du nur, Du denkst, denn Du kannst ja gar nicht denken.“ geht man in „Zeitgleich in der Welt“ der Frage auf den Grund, wie die kleine Welt eines jeden Menschen innerhalb der großen Welt den Alltag bestimmt, ohne dass ein einzelnes Leben den Lauf der Dinge wirklich beeinflussen kann. „Die Welt ist so groß, schau sie Dir an, sonst ist es zu spät.“ lautet die Prämisse, innerhalb dieser Vergänglichkeit und ewigen Wiederholung der Dinge die Sinne zu schärfen und die Augen zu öffnen.

In „Tja,Schicksal“ skizzieren „Waste of Time !?!“ zwei literarische Prototypen einer nicht funktionierenden Gesellschaft. „Kaspar Hauser“ als ungewollten Zeitgenossen, der vollkommen vernachlässigt und später einfach so wegrationalisiert wird und „Robinson Cruso“, der durch einen unglücklichen Zufall das Paradies gefunden hat und diese Glück mit Einsamkeit bezahlen muss. Ursache und Wirkung in einer Gesellschaft, die wenig Platz für Gewinner lässt, wenn man sich dem Schicksal einfach so ergibt.

„Birgit“ erzählt eine Geschichte, die viele schon einmal so oder so ähnlich erlebt haben mögen. Man trifft die Liebe seines Lebens und setzt alles daran, dieser Person zu gefallen. Bei „Waste of Time“ kommen von Pediküre über Gurkenmaske und Hugo Boss Anzug alle Register der Selbstdarstellung zum Einsatz. Doch wie das Leben so spielt, stellt der Protagonist plötzlich entsetzt fest, dass an „Birgit“ nichts echt ist - ausser der Silikonfüllung in ihrem Brustkorb. Beiss nicht gleich in jeden Apfel - er könnte sauer sein. Oder, wie Avril Lavigne es formulierte „he was a skaterboy she said see you later boy, he wasn´t good enough for her, now he´s a superstar slammin´ on his guitar ...“

Mit „Ja ja“ zeigen „Waste of Mind“ ihre selbstkritische Seite und beleuchten das eigene Gewissen in einer gewissenlosen Welt. Der Song endet mit dem Sample „Jaja heißt leck mich am ...“ „Carpe Diem“ ist eine kurzweilige Scheibe mit vielen netten Geschichten, die in straighte Punklemente gekleidet sind und das leisten, was Punk am liebsten tut: „Die Welt in Frage stellen, weil sie nicht funktioniert.“ Die Gesellschaft dankt!

Um dem Index zu entgehen und die FSK zu bestechen, lässt die Band sogar den Albert Einstein des öffentlich rechtlichen Kinderfernsehens - Peter Lustig - zu Wort kommen. Abschalten! Schade, ich hätte die CD gleich nochmal hören können. Wer von "Waste of Time" nicht genug bekommen kann, sollte mal bei ihrem anderen Projekt Taste of Wine vorbeischauen, einem Akkustikprojekt, bei dem sie sehr nachdenklich daher kommen und auch mal ruhigere Töne anschlagen.

Infos unter www.wasteoftime.de.

.:o:. zurück zur Startseite

Ein Bericht von Sandra Roth. www.8ung.at/red.sandy

Schon gelesen? Noch nicht? Dann wirds aber Zeit!!!