.:o:. Deconstruction-Tour 2005 sprengt die Grenzen von Zeit und Raum.:o:.
Welche Tour hat den Einlass bereits auf 16 Uhr festgelegt? Welche Tour schafft es an einem Tag zehn Bands on stage zu bringen und trotzdem nicht Festival zu sein? Welche Tour ist am 6. Mai in der Arena zu Trier und tags darauf schon in der Schweiz? Viele Fragen, eine Antwort: Die Deconstruction Tour 2005. Gerade mal 20 Euro pro Ticket ziehen so ziemlich jeden Menschen, der sich auch nur halbwegs mit Punk/Ska/Rock anfreunden kann, in die Moselmetropole. Markus & Ralf waren für klangmagazin.de vor Ort.
"You don't believe we're on the Eve of Destruction." (Barry McGuire)

Die magische 1000er-Grenze ist schnell geknackt: Ein Drittel der Arena wird der Deconstruction Tour eingeräumt. Neben der Bühne nimmt vor allem die aufgebaute Halfpipe einiges an Platz weg, so dass sich die freie Fläche recht schnell füllt.

Der Zeitplan ist eng. Zunächst für jede Band eine halbe Stunde. Es gibt einige überraschte Gesichter als dann bereits um 16.30 Uhr die Bläser von Streetlight Manifesto zum ersten Skatänzchen einladen. Spontan verlegen einige Fans ihr Kaffeekränzchen direkt vor die Bühne.

Direkt im Anschluss kommt die italienische Formation Banda Bassotti zum Zuge. Als einzige nicht-US-Band mit ausschliesslich italienischen Titeln hat die Gruppe aus dem Süden Europas zwar einen Exotenstatus inne, weiss aber insgesamt nicht so recht zu überzeugen.

Smoke Or Fire heben den frühen Abend mit ihrem schnörkellosen Punk´n Roll auf ein neues Aggressivitäts-Level. Von der guten Ausganglage profitiert dann auch Capdown. Im giftgrünen Licht der Scheinwerfer wagt der erste Stagediver ein Bad in der Menge. Damit ist der erste Warmmach-Block zu Ende. Das Packet hat Lust auf mehr gemacht. Lust, die einem allerdings beim Blick auf die Preis-Aushänge gerade wieder vergeht. Mit 2,50 Euro für ein 0,25er Bier bewegt sich zumindest die Gastronomie wirklich in "dekonstruktiven" Gefilden.

Gegen 19.15 Uhr geben internationale Stars der Skate/BMX Szene erste Proben ihres Könnens. Interessierte kommen dabei voll auf ihre Kosten. Einige Stunts zeigen Skater/Boarder mit Bike/Board in technischer Perfektion. Da bleibt sogar dem Moderator stellenweise die Spucke weg und mehr als „Wooaaah!!!“ kommt ihm nicht über das Mikro.

Nach einer halben Stunde heißt es wieder ran an die Stage. From Autumn to Ashes geben sich ein lärmendes Stelldichein. Mit deutlichen Tendenzen zum klassischen Hardcore/Metal brettern die Jung los. Besonderes Schmankerl: Der Schlagzeuger steuert die cleanen Vocals bei und das gar nicht mal schlecht. Sicherlich die Band mit dem stärksten Metalanleihen des Abends.

Nach fliegendem Wechsel sind Only Crime am Drücker. Solider Punk Rock knallt aus den Boxen. Strike Anywhere setzt daraufhin den ersten Höhepunkt des Abends. Thomas Barnett sieht nicht nur aus wie der kleine Bruder von Max Cavalera, er ist auch ganau so aktiv wie der Ex-Sepultura Frontman. Bei bösen Titeln wie "Human Pollution" wird der sechste Gang eingelegt. Dass die Band keine unbekannte ist, zeigt sich an den lautstark mitgesungenen Refrains.

In der Pause zwischen den Musikblöcken zeigen die Boarder und Biker nochmals ihr Können. Dazu steigt die Fieberkurve ständig, schließlich stehen jetzt die drei Headliner an. Um 22.15 Uhr gehen die Lichter ganz aus. Ein Alarmsignal aus Kill Bill Vol. 1 kündigt Strung Out an. Die Männer in schwarz sind sich ihrer Pflichten vollends bewusst. „We are playing some songs for you motherfuckers,“ wird selbstbewusst verkündet. Siehe da, Strung Out halten Wort.

Das Set ist wirklich ein gutes Warm-Up zu Boysetsfire. Mit viel Jubel wird die Kombo aus Delaware begrüßt. Jeder, der noch ein Quäntchen Energie hat, schaltet den Standby-Modus ein. Mit "Rise" eröffnet der US-Sechser sein Treiben. Eine Bewegungswelle nimmt an der Bühne ihren Anfang und verebbt erst in den hintersten Reihen. Sänger Nathan Gray hat wohl nicht nur stimmlich einen guten Tag erwischt. In den Songpausen hält er immer wieder kurze Ansprachen, ruft zu sozialem Engagement auf mit dem Ziel „to change your own communities“.

Trotzdem steht die Musik natürlich im Vordergrund. Zwar gibt es personell einige Engpässe zu überwinden (der Tourmanager ersetzt den etatmäßigen Gitarristen!!!), die aber Truppe kompensiert das ohne große Mühe Schliesslich gibt es ganz exklusiv mit "Requiem" einen neuen Song aus dem anstehenden Album 2005. Leider kann Boysetsfire den geforderten Zugabewünschen nicht nachkommen. Sicherlich haben sie den ein oder anderen neuen Fan gefunden.

Nach viel Tempo nehmen die Mad Caddies das Heft in die Hand. Kurzfristig für No Use For A Name eingesprungen, begeben sich die Jungs in ihr Element. Der Mad Caddies Skaexpress fährt nach einem „Prost!“ ab. Über Songs mit Regionalbahntempo bis hin zum D-Zug bieten die Caddies alles, was das Herz begehrt. Nicht zuletzt die Bläser drücken dem Sound ihren ureigenen Stempel auf. Über Klassiker wie "Monkeys" und karibische Reggaeklänge faded die Deconstruction Tour langsam aus.

Es ist nach ein Uhr nachts und schließlich muss man ja am nächsten Tag in der Schweiz spielen. Nach mehr als neun Stunden und zehn Bands verlassen die angereisten Freunde alternativer Musik ziemlich erschöpft die Arena. Es bleibt eine totale Reizüberflutung, die sich erst am nächsten Morgen allmählich legt. Ausserdem so ein leichter Schmerz in den Knien, der einen daran erinnert, seine besten Konzertjahre hinter sich gebracht zu haben. Was soll’s. Deal with it!

Weitere Infos im Netz unter: www.deconstruction.de . Mehr Bilder in den "Gallerien".

Text and Pretext by Markus Büssecker and Photos by Ralf Gibbert. Artwork by Sandy.

Schon gelesen? Noch nicht? Dann wirds aber Zeit!!!