Ayreon - The Human Equation
Am 24. Mai wurde das neue Konzeptalbum The Human Equation von Ayreon
veröffentlicht. Dabei handelt es sich um eine geniale All-Star-Rockoper, an der
neben Dream Theaters Ausnahmesänger James LaBrie unter anderem Devin Townsend,
Devon Graves (Dead Soul Tribe), Magnus Ekwall, Irene Jansen (Star One), Heather
Findlay (Mostly Autumn), Eric Clayton (Saviour Machine), Mikael Akerfeldt, Mike
Baker, Marcela Bovio, Ed Warby und natürlich Mastermind Arjen A. Lucassen
mitgewirkt haben.
The Human Equation erzählt die Geschichte eines Mannes, der nach einem leichten
Unfall in einem zwanzigtägigen Koma liegt und mit seinen Gefühlen konfrontiert
wird. Er denkt über seine Vergangenheit nach und wird mit all den Dingen
konfrontiert, die ihn zu dem gemacht haben, der er ist. Während seine Ehefrau
und sein bester Freund, die offensichtlich ein ganz besonderes Verhältnis haben,
an seinem Bett Wache halten, begibt sich die Hauptfigur in einen
Selbstfindungskampf mit Gefühlsregungen wie Angst, Leidenschaft, Liebe, Qual und
Stolz. Am Ende des Komas steht für ihn nicht nur die Enthüllung der Beziehung
seines Freundes und seiner Ehefrau, sondern auch die Offenbarung seiner Probleme
und Fehltritte, die er zuvor häufig verdrängt hatte. Der Dauer des Komas
entsprechend gliedert sich die Doppel CD in 20 Songs, die jeweils einen
Aspekt der Vergangenheit der Hauptfigur beleuchten, so zum Beispiel seine
Kindheit, seine Schulzeit oder seine erste große Liebe.
Musikalisch und kompositorisch ist The Human Equation eine große Überraschung
geworden. Die 20 Songs sind relativ eingängig und erreichen nicht die
obligatorische Überlänge einschlägiger Prog-Epen von Dream Theater, den Flower
Kings und Konsorten. Das Grundgerüst der typischen Rockinstrumente, das Arjen
Lucassen und Ed Warby im Alleingang eingespielt haben, wird durch den häufigen
Einsatz von Streichern und diversen Flöten eindrucksvoll komplettiert. The Human
Equation ist deshalb auch mehr als Progressive Rock oder Metal. Die
unkonventionelle Instrumentierung, überraschende Breaks und abwechslungsreiche
Melodien machen das Album zu einer erfrischenden Mischung aus Folk, Klassik,
Bombast-Prog, Rock und Metal.
Zu dieser Vielfalt passt die abwechslungsreiche Auswahl der Gastsänger, die
Lucassen für The Human Equation getroffen hat. Neben Genre-Größen wie Eric
Clayton, Devon Graves, Devin Townsend und James LaBrie höchstpersönlich, die auf
The Human Equation in allen Belangen überzeugen, lud Lucassen auch relativ
unbekannte Talente wie Heather Findlay und Marcela Bovio ein, um an seinem
Mammut-Projekt mitzuwirken. Gerade diese beiden Sängerinnen verbreiten mit ihren
zauberhaften Stimmen die Wärme, die man auf anderen Prog-Veröffentlichungen
zuweilen vermisst. James LaBrie präsentiert sich in der Rolle der Hauptfigur wie
erwartet in exzellenter Verfassung und sollte mit seiner facettenreichsten
Performance seit Jahren auch seine Kritiker verstummen lassen. Dennoch ist The
Human Equation alles andere als eine progressive One-Man-Show LaBries. Die
abwechslungsreichen, melodiösen Arrangements, die unkonventionelle
Instrumentierung sowie die hervorragenden Leistungen aller beteiligten Musiker
und Sänger machen das Album für Fans unterschiedlicher Genres interessant. Wer
viele Stunden voller Entzückung unter seinem Kopfhörer verbringen möchte, liegt
bei Arjen Lucassens aktueller Veröffentlichung somit goldrichtig.
The Human Equation ist bei InsideOut Records als Doppel CD, als Special Edition
2CD + Bonus DVD und als Limited Edidion 2CD + Bonus DVD erschienen. Die Bonus
DVD enthält ein umfangreiches Making Of und außerdem interessante Informationen
zum Konzept des Albums, zur Geschichte von Ayreon, zu Ed Warby's Drumparts sowie
ein Videoclip zu Day 11: Love. Die beiden CDs haben eine Gesamtlaufzeit von 102,
die DVD von gut 65 Minuten.
Ein Bericht von Stephan Lorse.
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