.:o:. "Augen auf!" .:o:.
Ein vorweihnachtliches Konzert der besonderen Art gab es in der Messeparkhalle zu Trier. Wer allerdings Karl Moik oder den Wiener Knabenchor erwartet hatte, lag damit völlig daneben. Mit OOMPH!, SAMAEL und AFTER FOREVER standen Bands auf dem Programm, die eindeutig nicht das Klientel besinnlicher TV-Adventsabende bedienten. Die etwa 400 Konzibesucher dagegen konnten sich am Ende über eine erstklassige metallische Bescherung freuen.
Dreaming of a loud Christmas.

Dass aus Holland nicht nur Käse kommt, weiss jeder. Weniger bekannt sind hierzulande jedoch Bands aus dem härteren Musiksektor. Ein Zustand der sich bald ändern könnte. Mit AFTER FOREVER stand im Messepark eine junge Formation aus dem Nachbarland auf den Brettern. Bereits 1996 und 1997 unternahmen die Holländer erste zaghafte Gehversuche und seitdem entwickelten sie sich kontinuierlich weiter.

Im Gepäck die aktuelle Scheibe „Invisible Circles“, dazu viel Spiellaune und eine bezaubernde Floor Jansen am Mikro, fertig war das Rezept für eine gute Portion Dutch Gothic Metal. Denn genau dem haben sich AFTER FOREVER verschrieben. Über dem symphonischen Keyboardteppich legten die Männer an den Gitarren den notewendigen Härtegrad. Darüber schwebte der Gesang von Floor Jansen, teilweise ergänzt durch grimmige Growls.

Nach einer halbe Stunde war das Set zu Ende. Ein durchweg positiver Auftritt, der uns gespannt auf weitere Taten der Gothic-Metaller warten lässt. Schließlich erleben musikalisch ähnlich orientierte Bands wie NIGHTWISH oder WITHIN TEMPTATION gerade eine nie dagewesene Medienpräsenz.

Von den Jungspunden ging es weiter zu echten Veteranen der Metalszene: Mit SAMAEL kam eine Gruppe, die einen wahren Evolutionsprozess in Sachen Musik zurückgelegt hat. Die Karriere begann mit klassischem Death/Black Metal. Anno 2004 belegt die Presse die musikalische Ausrichtung der Band mit dem Prädikat Dark Metal. Ungeachtet dessen hatte das Publikum seine Erwartungen und es wurde nicht enttäuscht. Mit den typischen Merkmalen wie elektronischem Rhythmus, stampfendem Bass und der eindringlichen Stimme von Frontman Vorph kreierten die Schweizer ihre ureigene Atmosphäre. Schwer, böse und düster sind nur einige Attribute, die den Sound ausmachten.

Die Tracklist zeigte sich erfreulich abwechslungsreich. So wurde auch ein Klassiker wie „Shining Kingdom“ geboten, obwohl das aktuelle Material des „Reign of Light“ Albums zur Verfügung stand. Den Fans gefiel es und so liessen sich bald die ersten Moshpits ausmachen. Die Fraktion der Headbanger wurde langsam wach. Rotierende Haarmähnen waren diesbezüglich eindeutige Signale. Schon nach sechs Songs war für SAMAEL Schluss. Trotz vehementem Applaus gab es keine Zugabe, es galt wieder einmal, den Zeitplan einzuhalten.

Kurz vor 22 Uhr gingen alle Lichter aus und ein gespenstiges Intro setzte ein. Plötzlich wurde es wieder hell. Da standen vier Herren in feinen weissen Anzügen, abgesehen von Shouter Dero, der sich in einer Zwangsjacke sichtlich wohler fühlte. OOMPH! waren da. Der Song „Tausend neue Lügen“ war der markige Auftakt des oomphschen Klangewitters. „Los geht´s Trier!“, rief Dero gutgelaunt ins Mikro und Trier folgte. Da wurde gesprungen, gebangt, gesungen, getanzt, was das Fitnessprogramm der drei Mannen aus Wolfsburg hergab.

Für die Liveshow hatte sich OOMPH! einen Schlagzeuger und einen weiteren Gitarristen zugelegt. Der Sound dankte es ihnen, dermassen brachial quoll er aus den Boxen. Dazu die typischen Lyriks rund um (morbide) Liebe, Tod und Religion. Löblich, dass auch OOMPH! eine Auswahl von Liedern aus allen Schaffensphasen parat hatten. Neben dem 93iger Klassiker „Feiert das Kreuz“, über Englischsprachigem á la „Supernova“ bis hin zu den neuen Hits wie „Sex hat keine Macht“ wurde Einiges gespielt.

Vor allem Dero schien die Sache vor Trierer Publikum Spaß zu machen. Dreimal kam er zu den Fans zum Stagediven und seine Performance ließ es nicht an Energie fehlen. Wie ein Irrer rannte er auf der Bühne herum, vergewaltigte regelrecht seinen Mikroständer. Klarer Fall, das die Fans OOMPH! nach dem regulären Programm nicht so ohne weiteres weiterziehen lassen wollten. Es fehlten ja auch noch zwei wahre Kracher des Jahres 2004. Die ließen nicht lange auf sich warten. „Brennende Liebe“ und „Augen Auf!“ mobilisierte die letzen Energiereserven.

Aber selbst die beiden Chartbreaker konnten den Hunger nach OOMPH! nicht stillen. Ein weiteres Mal kehrte die Truppe zurück und spielte eine Zugabe. Erst dann wurde OOMPH! unter begeistertem Applaus verabschiedet. Die Männer in Weiss wussten es zu schätzen und verbeugten sich artig vor dem Trierer Publikum. Ein besonderes Schmankerl hatte Dero sich aufgehoben. Mit einer Darbietung von Frank Sinatras „White Christmas“ beendete er diesen gelungenen Konzertabend in aussermetallischer Manier. Nach gut drei Stunden hartem Musikreigen konnte dann jeder zumindest einen Punkt der eigenen Wunschliste getrost abhaken: Den Besuch eines guten Metalkonzerts. Weitere Infos im Netz:

www.afterforever.com
www.samael.info
www.oomph.de

Text: Markus, Artwork: Sandy

Schon gelesen? Noch nicht? Dann wirds aber Zeit!!!