.:o:. Musical Preview .:o:.
Christian Selzer hat sich in die Emoszene begeben und war fürs Klangmagazin auf dem "Hot Water Music"-Gig im Exhaus in Trier. Christian ist 22 Jahre alt, studiert in Trier Germanistik, Medienwissenschaft und Soziologie, geht gerne auf Konzerte und spielt Gitarre in einer Band, die sich bislang noch auf keinen Namen einigen konnte. Lieblingsbands hat er viele, das reicht von ruhigeren Elliott Smith-Platten über Fugazi, Rites of Spring zu härteren Sachen wie Yaphet Kotto, Yage, Fuel, Stand Still ...
Also eher alles was rockt.
Licht aus - Spot an

Wieder einmal pilgerten am Dienstag, 16. März, Scharen von Rock-Jüngern zu ihrem Tempel Ex-Haus, der Anlaufstelle Nr. 1 in Trier für Livemusik. Auf dem Programm standen die Gainesville-Rocker „Hot Water Music“, die zusammen mit „Christiansen“ aus Louisville und den Lokalhelden „Springtime“ das Haus rocken sollten. Durch einen enormen Andrang auf die Vorverkaufsstellen war das Konzert schon seit ganzen zwei Wochen ausverkauft, lediglich für die Abendkasse wurden noch hundert Karten zurückgelegt. Den Glücklichen, die eine Karte ergattern konnten, stand ein eindrucksvoller Abend bevor.

Mit jeder Treppenstufe, die einen tiefer in das Kellergewölbe des Exhaus Richtung Exil führt, spürt man mehr und mehr den Geist des Rock n´ Roll.

Es schlägt einem der dunstige Geruch von Bier und Schweiß entgegen, bis man schließlich von Rauchschwaden umhüllt glücklich in der Menschen- menge vor der Bühne steht.

Diese wird als erstes von „Springtime“ betreten. Die Band, deren Mitglieder aus Koblenz und Trier stammen, hat sich durch zahlreiche Auftritte im Trierer Raum eine beachtliche Fangemeinde erspielt. Ihre ehrliche, schweißtreibende Musik erinnert dabei, vor allem durch den rauen, kehligen Gesang an Größen wie „Jawbreaker“, „Hot Water Music“ und die englischen Punkrock-Veteranen „Leatherface“, die auch bei der Namensgebung Pate standen („Springtime“ ist ein Song auf dem stilprägenden „Mush“-Album von „Leatherface“) und im Mai ebenfalls im Ex-Haus zu sehen sein werden. „Springtime“, die gerade eine Split-CD mit „Jupiter Jones“ auf „Mathildas Records“ veröffentlicht haben, können die erwartungsvolle Rockgemeinde durch eine gute Liveperformance überzeugen und zum Mittanzen und –wippen animieren. Schöner Konzertauftakt, von „Springtime“ wird man in Zukunft sicherlich noch hören.

Als nächstes stehen „Christiansen“ auf dem Programm. Wenn man den einschlägigen Musikmagazinen Glauben schenken darf sind die vier Jungs aus Louisville, Kentucky auf dem besten Wege die nächste große Nummer zu werden. Ihr neuestes Album namens „Stylish Nihilists“, veröffentlicht auf dem ehrwürdigen Hardcore-Label „Revelation Records“, wird mit Lobeshymnen nur so überhäuft. Als die Band auf die Bühne schlurft, fällt einem sofort ihr sympathisches Äußeres auf: Keine trendigen „Emo“-Klamotten und topgestylt wie vergleichbare Bands auf dem Gebiet, vielmehr langhaarig und zottelig, wie die Jungs von nebenan. Dieser Eindruck wird auch durch das Musikalische bestätigt. „Fugazi“ meets „At The Drive-In“ und „Thursday“, der treibende, mal hektisch, mal ruhig-poppige „Post-Hardcore“ dringt in alle Glieder ein und lässt diese wild zucken. Dazu die moshenden Mähnen der Musiker, sehr fein! Zwar ist das Publikum etwas bewegungsfaul, anscheinend heißt es Kräftesparen für „Hot Water Music“.

Die Spannung steigt merklich an, das Exil ist mittlerweile zum Bersten voll. „Hot Water Music“ gastieren zum ersten Mal in Trier. Die Gruppe näher zu beschreiben scheint überflüssig, bei fast jeder zweiten Bandbeschreibung aus der Hardcore-/Punk-Szene taucht der Name „Hot Water Music“ als Maß aller Dinge auf, auf Konzerten tragen wahrscheinlich mehr Menschen ein „Hot Water Music“-T-Shirt an als eine Unterhose. Es gibt nur wenige Bands auf der Welt, denen es so unnachahmlich wie „Hot Water Music“ gelingt, Authenzität, Gefühle und unbändige Kraft miteinander zu vereinen. Chuck Regan, einer der beiden Gitarristen/Sänger der Band, macht den Anfang: „Hello, we are „Hot Water Music“ from Gainesville, Florida.“

Sekunden darauf, schon mit dem Erklingen der ersten Akkorde, verwandelt sich das Exil in ein Tollhaus. Die Menge tanzt wild umher, alles gröhlt, schreit, singt, nickt mit, kein Fuß bleibt still. Über den Köpfen werden Stagediver weitergereicht. Spätestens nach dem dritten Lied ist jeder schweißnass gebadet, es ist höllisch heiß im Exil, nie traf der Begriff von „schweißtreibender Musik“ besser zu. Die beiden Sänger, die sich stets wie ein voller Aschenbecher anhören, röhren sich durch ihre gesamten Schaffensphasen. Als Zugabe wird nach der lautstarken Aufforderung durch das Publikum sogar „Radio“ von „Alkaline Trio“ gespielt, dass „Hot Water Music“ auf einer Split-CD covern.

Am Ende des Konzerts sieht man um sich herum zwar nur total durchnässte und fertige Gestalten, allesamt jedoch mit einem Lächeln auf dem Gesicht. So soll es sein, das ist echte, ehrliche Rockmusik!

Weitere Informationen zu den Bands im Internet:

Hot Water Music: http://hwmrock.com
Christiansen: http://www.christiansenonline.com
Springtime: http://www.springtime-music.com

Christian Selzer fürs Klangnetz.

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