.:o:. "Just six strings away." (Waylon Jennings) .:o:.
www.klangmagazin.de hat sich umgehört, was die Klampfer und Bassisten der Region zum Thema "Saiten" sagen. Wie werden Saiten optimal gewechselt? Welche Firma stellt die besten Strings her? Ernie Ball? Rotosound? Thomastik? Elixir? Stevenson&Brown? Warwick? Fender? LaBella? MPA? Dean Markley? Savarez? D´Angelico? Optima? D´Addario? Darco? Augustine? Gibson? Framus? DR? Savarez? ...
Wir haben Euch gebeten, uns Eure Geheimtipps zu verraten und uns Eure Erfahrungen mit Gitarren- oder Basssaiten zu berichten. Womit bespannt Ihr Eure vier-, fünf-, sechs- oder siebensaitigen Rock-Instrumente? Mike Stern, David Klotz, Michael Brettner, Migge Glandien, Mathias Webel, Jean-Luc Velz, Enners, Christian Wollscheid und Roland Berens haben Sandy "saitenweise" Dinge über Saitenstärken und Saitenmarken erzählt.
Nix für Zartbesaitete.

Snake Eyes Gitarrist Mike Stern spielt eine Gibson Les Paul Standard und für ihn sind die besten Strings die Dean Markley 009 - 42 Saiten. "Die haben den besten Rock Sound. Und ich habe schon viele ausprobiert." sagt er.

David Klotz von der Band "Bravado" spielt am liebsten "Dean Markley". Er macht momentan ein Praktikum bei "Native Instruments".

Gitarrist Michael Brettner von den "Jomtones" hat jahrelang "D´Addadiro" Saiten gespielt: "Diese haben allerdings immer schon nach einem einzigen Gig völlig den Geist aufgegeben und total an Sound verloren. Irgendwann hatte ich so die Nase voll, dass ich mich nach anderen Saiten umgesehen habe und schliesslich vor zwei Jahren bei "SIT Strings" hängengeblieben bin. Diese kann ich nur empfehlen, die halten bei mir bis zu vier Gigs."

Supersonic Special Rock Agent Migge Glandien ist der Bassist von "Marvin Go" und meint zum Thema "Saiten": "Da ich armer Student bin, muss es billig sein: Warwick Red Label. Früher musste ich öfter die E-Saite auswechseln, da die ab und zu gerissen ist. Mittlerweile mach' ich einfach 'ne dicke H-Saite aus 'nem Fünfsaiter-Satz anstelle der E-Saite drauf. Da kriegt man zwar tierisch Blasen an den Fingern, aber dafür halten die Dinger ewig."

Matthias Webel, Gitarrenlehrer und Gitarrist von "SIL", spielt seit ein paar Jahren nur noch Elixir-Saiten. Diese Saiten haben eine Goretex-Ummantelung. "Ich will nicht behaupten, dass sie sehr viel besser klingen als Nickel- oder Plain-Steel-Saiten, aber ich mag das Gefühl nicht, wenn die reinen Metallsaiten schnell oxidieren und so ein stumpfes Griffgefühl geben." Elixirsaiten sind und bleiben geschmeidig, halten auch sehr lange, sind stimmstabil und strapazierfähig. "Da ich irgendwann einmal beschlossen habe, dass Sound und Dynamik mir wichtiger sind als Flitzefingerläufe, spiele ich auf allen E-Gitarren nur noch Saiten ab Stärke 11er. Das ist gewöhnungsbedürftig, gerade für Bendings, klingt aber klasse und man hat buchstäblich was in der Hand."

Down Under Bandmitglied Jean-Luc Velz benutzet für seine Akkustikgittare "Martin Strings". "Ich ziehe die M 170 6-String Extra Light Gauge auf, die kann ich jedem empfehlen, der nicht so oft an der Klampfe sitzt, da diese nicht so schwer zu drücken sind. Obwohl ich zwar auf jedem Gig auch Gitarre spiele, bevorzuge ich trotzdem diese leichteren Saiten." Er hat einen Tipp für den Wechsel der Saiten: "Bei einem kompletten Saitenwechsel ist es ratsam, in den Gleitrillen am Gittarenhals und am Klangkörper etwas mit einem Bleistift zu reiben und zu kratzen, so dass etwas Grafit in den Rillen liegen bleibt. Dann können die Saiten besser rutschen." Jean Luc ist vor vielen, vielen Jahren mal was Peinliches passiert: "Ich kannte noch gar nichts von Mukke, da habe ich immer eine Band begleitet. Während dem Auftritt ist dem Gitarristen eine Seite gerissen und er bat mich, diese zu ersetzen. Stolz wie Oskar hab ich mich daran begegeben und leider sind dabei sämtliche Seiten gerissen. Ich hab mich aus dem Staub gemacht und die Band musste den Gig aus Saitenmangel abbrechen. Ihr nennt ja keine Namen, oder?"

Enners findet es wichtig, darauf hinzuweisen, dass man es bei Gitarren mit Tremolo am besten unterlässt, alle Saiten auf einmal runter zu nehmen. "Das Stimmen danach wird nämlich zu einer Tortour!" findet er. "Damit man beim Bespannen die gewünschte Anzahl an Wicklungen um den Wirbel erreicht, sollte man eine schon an Bridge und Sattel befestigte Saite noch etwa sechs Zentimeter ziehen können. Kommt aber natürlich auch stark auf die Gitarre an."

Bassist Christian Wollscheid von der Bigband Full Of Pipes bringt es so auf den Punkt: „Juchuuu, ich liebe Saiten! Meiner Meinung nach machen Saiten 50 Prozent eines funky Basssounds aus. Immer wieder merke ich den Unterschied beim Spielen von alten und neuen Basssaiten - besonders bei Gigs. Bei neuen Saiten hat man einfach viel mehr Druck und Durchsetzungskraft. Und Slappen geht mit neuen Saiten dank des brillianten Klanges viel viel einfacher.“ Er denkt, dass ein regelmäßiger Saitenwechsel ein Muss ist: „Ich empfehle entweder die „DR Fat-Beams" der Marcus Miller Series, die zwar mit 35 Euro schon recht teuer sind, aber einfach einen super-geilen Sound haben, oder die mit 25 Euro doch günstigeren „Warwick Black Label“. Christians Lieblingssaitenstärke ist 40-100, die 105er sind einfach zu dick, und beim 95er-Satz ist ihm schon mal die G Saite gerissen. Auf billige Zehn-Euro-Sätze wie „Warwick Red Label“ sollte man sich seiner Meinung nach nicht verlassen, „ich finde den Klang katastrophal, vor allem bei Gigs geht man damit unter.“ Er gibt folgenden Tipp: „Wer nicht so oft neue Saiten kaufen will, kann die Saiten auch "einkochen". Einfach ein paar Minuten in kochendes Wasser legen, am besten zusammen mit den Spaghetti ;-) und schon klingen sie wie neu - zumindest für ein paar Tage.

Auch Roland Berens schwört auf Saitenpasta al dente. Er spielt in der Band "Naked Spoon" und benutzt als Gitarrist immer starke D'Addario-Saiten. Roland hat folgenden Koch-Tipp für Basser: "Basssaiten sind ja relativ teuer. Da die Saiten außerdem immer recht schnell verdrecken und große Rillen haben, wo viel Staub, Hautreste, und was auch immer für'n Dreck reingeht, kann man sie einfach in einem Topf mit Wasser abkochen. So kann man einen Satz etwa zwei- bis dreimal so lange benutzen, wie im Normalfall. Die Saiten sind nach dem Kochen wieder schön griffig und geschmeidig."

Und so funktioniert der "Saitenwechsel": Zuerst müssen die alten Saiten runter. Dafür kurbelt man die Saiten so weit ab, bis ihnen kein Ton mehr zu entlocken ist. Am einfachsten funktioniert das mit einer Saitenkurbel. Wenn das Instument so fest bespannt gewesen ist, dass sich das Ende der Saite innerhalb der Mechanik am Kopf nicht von selbst löst, kann man auch einen Seitenschneider (in Musikerkreisen "Saitenschneider") oder eine Kombizange verwenden und die gelockterten Enden abzwicken. Bei der E-Gitarre kann man die Saiten dann einfach nach unten rauszeihen. Bei Westerngitarren muss man teilweise die "Bridgepins" entfernen. Bei Akustikgitarren hilft ein leichter Gegendruck gegen die aufgezwirbelte Saite durch die Bridge.

Dann darf das Instument auf Hochglanz poliert werden: Für die Reinigung und Pflege des Griffbretts gibts im Fachhandel spezielle Mittel. Warmes Wasser mit einem Tropfen Spülmittel gilt in Studentenkreise als billigste Variante ;-). Ein fusselfreier Lappen entfernt Belag, der im Laufe der Zeit unter den Saiten entstehen kann. Das Griffbrett schnell wieder trockenreiben und fertig! Für unlackierte Griffbretter gibts spezielles Griffbrettöl für die Nachbehandlung. Den Rest des Instruments sollte man am besten trocken reinigen oder mit speziellen Reinigungsmitteln, die den Lack nicht angreifen.

Die Mechaniken und das Vibrato alias Tremolo benötigen unter Umständen ab und zu ein Tröpflein Feinmechaniköl. Bei E-Gitarren sammelt sich an den magnetischen Pickups oft Metallstaub an. Am besten mit eine Pinsel wegpinseln oder Mamas Staubsauger verwenden. Wenn dann alles glänzt und glitzert, kann man die neuen Saiten aufziehen. Zuerst muss man die Saiten in der Bridge verankern. Bei Konzertgitarren wird das Saitenende der Nailonsaiten durch die Brücke gefädelt und dann von hinten mehrmals um die Saite gewickelt und festgezogen. Bei der Westerngitarre werden Saiten mit sogennanten "Ballends" verwendet. Sie werden in der Bidge mit dem "Bridgepin" festgekeilt. Bei E-Gitarren werden auch Saiten mit Ballends verwendet. Hier wird die Saite meist entweder von unten oder hinten duch die Brücke oder das Tremolosystem gesteckt und ist damit fest verankert. Einige Bassisten empfehlen, die höchste Saite zuerst zu wechseln und sich dann zur tiefsten durchzuarbeiten und eine Saite nach der anderen zu wechseln, damit der Zug am Hals einigermaßen gleich bleibt.

Wenn alle Saiten fest in der Brücke sitzten, kann eine Saite nach der Anderen auf die Wirbel aufgewickelt werden. Jede Saite wird durch das Loch in der Mechanik des Wirbels gesteckt und durch Drehen gegen den Uhrzeigersinn am Wirbel gespannt. Vor allem die tieferen Saiten sollten mindestens drei bis viermal eingedreht werden, damit genügend Druck auf den Zug zustande kommt, die Saite fest anzuliegen und damit auch klingen zu lassen. Eine Gitarre verstimmt sich dann auch nicht so leicht wieder. Das erfordert zwar einige Übung, aber wenn man es einmal raus hat, funktioniert es recht unkompliziert.

Wenn alle Saiten sitzen, kann man sich ans Stimmen machen. Die Saiten erstmal grob in die richtige Tonhöhe bringen und dann vorsichtig mit zwei Fingern daran ziehen. Fabrikneue Saiten dehnen sich immer etwas aus, wenn sie zum ersten mal gespannt werden. Dann nochmal stimmen, ein bisschen spielen und nochmal stimmen. Danach sollten die Saiten einigermaßen tonstabil sein und sich nicht mehr verstimmen.

Text, Saitenwechsel, Umfrage und Artwork: Sandy fürs Klangmagazin ("Ich spiele auf der akustischen Klampfe "Augustine"- und auf der E-Gitarre "Fender-E-Saiten").

Schon gelesen? Noch nicht? Dann wirds aber Zeit!!!