.:o:. "This is not the time to wonder." .:o:.
Fury unplugged? Nix wie hin, sagten sich Marco, Manuel und Sandy! Ausgeschlafen und voller Vorfreuden begaben sie sich zum Gig von „Fury in the Slaughterhouse" ins Luxemburgische Foetz. Aral sei dank gibt es virtuelle Routenplaner, mit denen man (frau) jedes Ziel in Nullkommanix erreichen kann. Nach vierzig Minuten Autobahn in Foetz angelangt, wurden dort bei McDonalds wild gestikulierend vor den fragenden Augen der netten Bedienung mal wieder notgedrungen die angestaubten Französischkenntnisse auf Vordermann gebracht "Ach sie verstehen mich nicht? Un eau minérale, síl vous plait! Et six schikön mögnugätz avec sauce de barbecue oder so." Dann endlich konnte es losgehen...
"Take your lonely heart and let it fly."

Die Atmosphäre im Jester war nett und gemütlich, man fühlt sich hier gleich wohl und der Umgang der Security mit den Fans an diesem Abend war sehr bestimmend, aber herzlich. Und dann das! Fury in Sitzposition und zum Greifen nahe. Keinerlei Stress, keine Hektik, gut gelaunte Musiker und Songs von der allergeilsten Sorte. So viel Gelassenheit muss man als Musikreporter erst mal verdauen. In bester Laune zeigten sich "Fury in the Slaughterhouse" am Abend des 2. Dezember im Funclub Jester - präsentiert von www.klangnetz.de. Auch die Musiker hatten wohl vor ihrem Gig die kulinarische Feinkostoase um die Ecke entdeckt. Mit der Aussage "Ich weiß, was da draußen is - da draußen is ein Mc Donalds!!!" brachte man das Publikum zum Toben.

Auch dankte die Band all ihren treuen Fans: "Wir schließen dabei die Leute aus, die uns bei jeder Party am Arsch kleben und einen dann nicht mehr kennen, sobald man in den Charts zwanzig Plätze gesunken ist." Starke Worte und ein starkes Konzert, nach dem sicherlich die ganze Fangemeinde mit knurrendem Magen zum Chicken Mc Nuggets Restaurant pilgerte. Manuel und Marco sprachen nach dem Gig mit den Musikern Christof und Christian.

Von der neuen Scheibe "Nimby", die im übrigen eine weitere grandiose Platte von insgesamt zehn Studioalben geworden ist, und von vergangenen Alben im Unplugged Format hatten die Hannoveraner viele Songs im Gepäck. Und nicht nur das - auch eine gehörige Portion Albernheiten, Ernsthaftes und lockere Sprüche.

Zu Beginn der Session stellte Sänger Kai Wingenfelder zunächst einmal den Ablauf des Akustik-Konzertes dar. Zuerst wollte die Band Songs spielen, die nur "sitzbar" zu spielen sind, danach altbekannte und auch noch unveröffentlichte Titel und letztlich einige Songs, die unmöglich im Sitzen gespielt werden können, da es sich hier um Titel handelt, die niemand in einer Unplugged - Version hören möchte.

Mit Akustikgitarre, leichtem Schlagzeug, Kontrabass, Keybord und unzähligen anderen Instrumenten bestückt, die Gero Drnek (Piano, Saxophon, Harmonika, Mandoline und und und ...) an diesem Abend spielte, machten sich Fury ans Werk. Die lockere Atmosphäre ließ die Stimmung im Funclub Jester steigen.

Den vielen luxemburgischen Fury-Fans, aber auch den aus Deutschland angereisten Leuten merkte man deutlich an, wie sie einen Song nach dem anderen in sich aufsogen und das Konzert in allen Zügen genossen. Gänsehautfeeling pur gabs bei Songs wie „Time to Wonder“ oder “Trapped Today, Trapped Tomorrow”, die alle eingefleischten Fans in voller Lautstaerke mitsangen. Kai Wingenfelder ließ es sich auch nicht nehmen, Geschichten aus dem Leben von Fury zu erzählen und zu berichten, wie einige Songs der Band so zustande gekommen sind.

In allem, was Fury spielten, merkte man die Leidenschaft und die riesige Aussagekraft, die in ihren Songs stecken. Wer an diesem Abend diesen affengeilen Akustik - Gig live miterleben durfte, konnte sehen, zu was die sechs Musiker fähig sind: Unzählige Instrumente, mit einer Klarheit und Präzision gespielt, die man auf dieser Welt wohl nur noch ganz selten finden wird, kamen zum Einsatz.

Nach sehr vielen Zugaben, die man auch nicht überall erleben wird, gingen die Musiker von der Bühne und Christof Stein-Schneider (Gitarre und Vocals) und Christian Decker (Bass, Piano und Vocals) waren sich auch nicht zu schön, zahlreiche Autogramme zu schreiben und für www.klangmagazin.de ein Interview zu geben. Alles in allem ein unvergesslicher Abend, von denen die vielen Zuhörer noch lange schwärmen werden.

Manuel: Euch gibt es nun schon seit 1987, ihr habt unzählige Platten herausgebracht und wart in den letzten 17 Jahren sehr erfolgreich mit Eurer Musik. Was Inspiriert Euch immer wieder, etwas Neues zu machen und was treibt Euch an?

Christof: Wir haben insgesamt zehn Studioalben auf die Beine gestellt und es ist die Leidenschaft und die Indentifikation mit der Musik, die wir spielen, die uns immer wieder vorantreibt.
Christian: Ja genau. Fury steht hinter dieser Schaffenskraft, und wir möchten damit auch unsere Fans an uns binden und mit Ihnen gemeinsam unsere Musik leben. Unsere Fans sind sozusagen der Motor für uns.

Marco: Fast alle Bands haben klein angefangen. Wie war das bei Euch damals, und welche Bands haben Euch in Euren Anfängen inspiriert?

Christof: Inspiriert haben uns vielerlei Bands. Bei uns ist es so, dass jedes Bandmitglied so seine eigenen Vorbilder hatte, jeder verschiedene. Bei mir zum Beispiel waren es die Stones, bei einem andern U2 und so weiter.
Christian: Ja, jeder von uns hatte seinen eigenen Stil, aber auch seine eigene Vorstellung von Musik, was letzen Endes auch auf unsere Platten übergreifend war, da jeder seine Richtung mit einbringen konnte.

Marco: In Zeiten von „Deutschland sucht den Superstar“, „Popstars“ und anderen Casting Shows haben es viele Nachwuchskünstler und Bands mit teilweise sehr guten Musikern, die das Spielen noch "auf der Straße“ gelernt haben, nicht einfach, sich zu etablieren. Als eine Band, die es auch von ganz unten geschafft hat - was könnt Ihr den Nachwuchskünstlern, die nicht den Weg über diese Medienshows gehen, sagen oder raten? Was ist Eure Meinung über diese Shows?

Christian: Ja, das leidvolle Thema. Gott sei Dank hat es doch gleich ein Ende mit diesen Shows, die sind doch mittlerweile ausgebrannt und langweilig. Die Menschen merken doch auch, wie der Hase läuft und bekommen im Grunde genommen doch nur was Künstliches vor die Nase gesetzt. Ein Musiker, der seinen Weg gehen will, schafft das auch ohne diese Medienlandschaft und wenn er sich erstmal durch wirklich harte Arbeit einen Lohn verdient hat, kann er seine Früchte einfahren.
Christof: Also ich sehe das ähnlich und kann jedem Musiker raten, sich nicht gleich den einfachsten Weg auszusuchen. Musik zu machen und seine Musik den Menschen näher zu bringen ist nicht einfach, sonst könnte das ja jeder, aber wer sich nicht damit auseinandersetzt und darauf hofft, vielleicht einmal entdeckt zu werden, dem sei gesagt, dass alles rumjammern nichts nutzt. Willst du Deinen Weg gehen, dann gehe ihn, ist der Weg versperrt, gehe einen anderen, bis Dich Dein Weg zu dem gewünschten Erfolg bringt. Es ist einfach zu sagen, es liegt an diesem oder jenem, wenn Du nichts tust. Und wenn Du immer nur Gründe vorschiebst, warum Deine Musik nicht ankommt, hast Du schon verloren. Bei uns wäre das nicht anders gewesen und wir haben uns unseren Erfolg durch unser hartes Schaffen und unsere Leidenschaft zur Musik erarbeitet.

Manuel: Euch merkt man die Leidenschaft und den Spaß an der Musik deutlich an. Selten erlebt man eine Band, die so viele verschiedene Instrument so klar und so gut in ihre Musik integriert, die solch ein gewaltiges Stimmenpotenzial hat und das Publikum damit immer in Erstaunen versetzt. Ist in der heutigen Zeit vieleicht nicht mehr genug Platz für Experimente? Wird zu kommerziell gedacht, was die Musik von Morgen betrifft, wie seht ihr das?

Christian: In der Tat. Wir staunen manchmal selbst über uns und wozu jeder Einzelne von uns imstande ist. Das ist aber auch ein Teil jahrelanger Arbeit und erfordert untereinander jede Menge Respekt und Unterstützung. Klasse daran ist, das Feedback unseres Publikums zu spüren, wie sie sichtlich überrascht sind von der Vielfalt unserer Musik und was wir mit jedem unserer Instrumente so anstellen. Unserer Experimentierfreude sind damit keinerlei Grenzen gesetzt, wie man ja auch an unserer Musik hören kann, und wir sind sehr gut damit bei unseren Fans angekommen.
Christof: Also ich spiele nur Gitarre (lacht). Ja der Kommerz ist heutzutage überall, leider leidet darunter allzu oft die Qualität der Musik und vieles hört sich einfach immer gleich an. Immer die selbe Schiene. Man muss nur mal das Radio anstellen, die gleiche Leier Tag für Tag, Die Vielfalt der Musik leidet enorm darunter und kommt gar nicht so recht zur Geltung. Ich selbst kann mir fast kein Radioprogramm mehr anhören, weil es einfach nur noch nervt. Kaum vorzustellen, dass sich das jemals ändern wird.

Manuel: Deutschsprachige Künstler fühlen sich oft benachteiligt, was das Thema "Rotation" in den Medien betrifft. Findet ihr eine Quotenregelung für Deutsche Musik im Radio sinnvoll?

Christof: Eine gute Frage. Sicherlich wäre eine Regelung sinnvoll, aber bestimmt nicht eine Quotenregelung für deutschsprachige Künstler. Vielmehr sollten die Sender dazu bewegt oder verpflichtet werden, mindestens tausend Musiktitel in ihrem Programm unterzubringen, egal ob deutschsprachig, französich oder englisch, damit mehr Vielfalt ins Programm kommt.
Christian: Da bin ich mit Christof einer Meinung. Was nutzt es, Sender zu verpflichten, mehr deutschsprachige Lieder ins Programm zu bringen. In der Rotation laufen doch immer nur dieselben Titel, Tag für Tag, Nacht für Nacht. Dabei stehen andere Künstler nicht auf der Liste - Nachwuchskünstler, die qualitativ gute Musik machen und keinerlei Chance haben, in diese Rotation zu kommen. Was nutzt es uns, wenn die deutschsprachige Musik mehr gefördert wird und es kommen qualitative Nullnummern ins Radio. Ich finde, es sollte viel mehr auf die Vielfalt geachtet werden, bevor man sich jeden Mist anhören muss, weil uns jemand das vorgeschrieben hat.

Marco: Ich kann mir denken, dass es Euch bestimmt schon nervt … und vielleicht wisst ihr ja auch welche Frage ich Euch nun gerne stellen möchte?

Christof: Bier, die Antwort lautet Bier. (Er lacht und lässt sich anmerken, dass die Frage nervt.)

Marco: Also, wie kam Euer Name "Fury in the Slaughterhouse" zustande und wie verhält sich Euer Name zu Eurer Musik, kam es da nicht schon oft vor, dass Menschen Eure Musik alleine wegen des Namens mieden? Oder war es vielleicht auch umgekehrt?

Christian: Ja, da hast Du vielleicht Recht und wir hatten auch so das Gefühl, dass wenn wir einen anderen Namen für unsere Band genommen hätten, einiges in unserer Karriere anders verlaufen wäre. Dennoch finde ich, bleibt dieser Name eben auch im Gedächtnis haften und das hat auch seine Vorteile.
Christof: Natürlich gibt es Menschen, die bei "Fury in the Slaughterhouse" gleich an eine Trashmetalband denken. Andererseits, wer einmal unsere Musik kennt, den wird der Name "Fury in the Slaughterhouse" nie wieder loslassen.

Marco: Euer Aktuelles Album "Nimby" zählt unter den Fans von Fury zu einem der besten und viele Fans vergleichen "Nimby" mit Euren ersten Platten. Der Weg zurück zu den Wurzeln? Was können wir von Fury in der Zukunft erwarten?

Christof: Einiges wie ich hoffe. Vielleicht sollten wir mal eine Scheibe machen, die unserem Namen gerecht werden würde, so eine heiße Death oder Trashmetal Scheibe.
Christian: Ja, die letzen Alben waren doch relativ entfernt von unseren Wurzeln und wir hatten wieder Lust, mit verschiedenen Instrumenten zu experimentieren und auf die Vielfalt unseres Könnens zu setzen. Daraus entstand unser neuestes Werk "Nimby" und dieser Weg „back to Nature“ scheint uns durchaus gelungen zu sein. Nimby hat diese ureigene Liebe und den Ausdruck eines echten Fury-Albums. In der Zukunft werden wir wohl noch die ein oder andere Platte machen. Vielleicht kommt auch eine Platte von dieser Akustiktour zustande.

Marco: Wer Euch bei "Rock am See" im August live gesehen hat, konnte Euch ganz nah erleben, da das Wetter mies und die daraus resultierende Zuschauermenge gering war. Aber nicht nur dort, sondern auch auf vielen anderen Events und selbst vor größerer Kulisse seid Ihr immer ganz nah an den Fans. Was bedeutet Euch diese Nähe ?

Christof: Die Nähe zu unseren Fans ist uns mehr als wichtig. Sie begleiten uns schon seit den Anfängen, und es kommen immer mehr dazu. Unsere Musik lebt mit den Fans..
Christian: Diese Nähe, von der Du sprichst, auf der Akustiktour merkt man es ganz besonders: Deine Fans sitzen oder stehen vor dir, es knistert in allen Ecken und dieses Live - Feeling, die Zwischenrufe, der direkte Blickkontakt mit den Fans ist einfach elektrisierend. Es wirkt persönlicher, und mit den Fans Auge in Auge Deine Musik zu zelebrieren, das erlebst du eben nicht auf großen Konzerten oder Events. Aber auch Gigs vor großem Publikum sind was Besonderes. Die Fans sind für uns das Wichtigste.

Manuel: Wie hat Euch der heutige Abend gefallen und was könnt ihr den Fans mit auf die Heimreise geben ?

Christof: Es war sehr schön, in Luxemburg zu spielen und wir werden nicht das letzte Mal hier gewesen sein. Danke an unsere Fans - und sie sollen uns weiter treu bleiben.
Christian: Dem kann ich mich nur anschließen.

Manuel und Marco: Vielen Dank für dieses Interview. Infos unter www.fury.de

Text: Marco Kirsch. Interview: Manuel und Marco Kirsch. Pretext: Marco Kirsch und Sandy Roth. Artwork: Sandy Roth.

Schon gelesen? Noch nicht? Dann wirds aber Zeit!!!