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Bladerunner - Als im Jahre 1993 der Director's Cut des Films Blade Runner von Ridley Scott veröffentlicht wurde, wunderten sich viele Leute, warum das Studio diese Version nicht schon elf Jahre zuvor in die Kinos gebracht hatte. Für die erste Veröffentlichung dieses Films hatte sich 1982 erst einmal niemand so recht interessiert.

Blade Runner beruht recht frei auf dem Detektiv-Roman „Do androids dream of electric sheep?“ von Philip K. Dick und wurde erst im Laufe der Jahre zu einem Kultfilm. Die spektakuläre, futuristische Filmversion eines Los Angeles, in dem es immerwährend dunkel ist und in dem es ohne Unterlass regnet, ist ein alptraumhafter Widerspruch zum Klischee des ewig sonnigen Süd-Kaliforniens. Das Konzept allmächtiger Risesenkonzerne wurde im Cyberpunk recycelt, der sich gleichzeitig auch noch kräftig an der Optik des Films bediente.

Die Kulisse erzeugt eine jenseitige Atmosphäre in einer Welt aus schwarzen Schatten im Los Angeles des Jahres 2019, gemixt mit einer klassischen Geschichte um Privatdetektiv, Mörder und Mysterien. Das macht Blade Runner zu einem der wenigen Science-Fiction-Filme, die sich inhaltlich wie auch visuell der Tradition des Film Noir verschrieben haben. Ganz in der Tradition dieses Genres erfährt der Detektiv durch diesen Fall viel mehr, als er zu Beginn gedacht hat - sowohl über sich selbst, als auch über die Personen, die er verfolgt.

Ex-Polizist Deckard erhält den Auftrag, vier geflohene Replikanten zu töten - künstliche Roboter, die von Menschen kaum zu unterscheiden sind und diese in Kraft und Intelligenz deutlich übertreffen. Ihre einzige Schwäche ist der Wunsch, selbst menschlich zu sein. Bei seinen Recherchen lernt Deckard Rachel kennen und verliebt sich in sie. Sie ist Replikantin, aber sie weiß es nicht, weil sie mit künstlichen Erinnerungen an ihre Kindheit ausgestattet ist. Die Frage, ob Deckard ein Replikant ist, wirft auch die Frage auf, was es heißt, ein Mensch zu sein.

Der Begriff Film Noir, dem wir unsere dreiteilige Kinoreihe gewidmet haben, wurde von dem französischen Filmkritiker Nino Frank geprägt. Bemerkenswert an diesem Genre ist, dass es im Gegensatz zu den Begriffen Horror, Thriller oder Western von Seiten der Filmpublizistik entwickelt wurde. Frank fasste damit eine Reihe US-amerikanischer Kriminalfilme aus den 40er und 50er Jahren rückwirkend zusammen. Die meisten dieser Filme waren B-Movies. Sie zeichneten sich durch Low-Key-Beleuchtung aus, waren häufig an Detektivgeschichten aus Groschenromanen angelehnt und ließen ihre Antihelden durch eine Famme Fatale in eine Situation geraten, die nicht selten zum Untergang der Haupakteure am Ende des Films führte. Ein typisches Merkmal ist die Negierung des American Dream – damit steht der Film Noir einem zweiten wchtigen Genre der 40er Jahre, dem Western, diametral gegenüber. Er spielt so gut wie immer an urbanen Schauplätzen, in heruntergekommenen Gegenden, die nur von Randexistenzen und Verbrechern bewohnt werden.

Robert Sklar sagte über das Genre: „Das Kennzeichen des Film Noir ist sein Sinn für in einer Falle sitzende Menschen – gefangen in einem Netz aus Paranoia und Angst und unfähig Schuld von Unschuld zu unterscheiden, echte Identität von falscher. Die Bösen sind anziehend und sympatisch, seine Helden und Heldinnen schwach, verstört. Die Umwelt ist düster und verschlossen, die Schauplätze andeutungsweise bedrückend. Am Ende wird das Böse aufgedeckt, aber das Überleben der Guten bleibt unklar und zwiespältig.“

Mit der neuen Version von Blade Runner setzte der Trend des Director´s Cut ein. Das unpassende Happy End mit der Fahrt ins Grüne und die Kommentare aus dem Off wurden eliminiert. Hauptdarsteller Harrison Ford hatte die Kommentare einst absichtlich sehr schlecht und lieblos gesprochen zu haben, weil er glaubte, sie würden keine weitere Verwendung finden. Auch wurden in der neuen Version die Charaktere schärfer gezeichnet und der Film um einen schönen kurzen Traum von einem Einhorn ergänzt. In weiteren Hauptrollen sind Sean Young, Edward James Olmos, Daryl Hannah, Rutger Hauer und M. Emmet Walsh zu sehen, der Soundtrack stammt von Vangelis.